Mit dem Herbst (der sich hier wie ein kühler Spätsommer anfühlt und noch gar nichts von seiner bunten Pracht gezeigt hat) ändert sich der Rhythmus in Tirana.
 
Die Straßen scheinen morgens, auf meiner Laufrunde oder tagsüber auf dem Weg ins Büro, voller zu sein, als noch die letzen drei Monate. Es sind deutlich mehr Autos unterwegs – Stau kannte ich auf meinen Wegen zum Park bisher noch nicht. Jetzt aber stehen die Autos teilweise dicht an dicht, drängen sich im morgendlichen und abendlichen Berufsverkehr aber auch zwischendrin, durch die großen Einfalls- und die kleinen Verbindungsstraßen. Das macht sich deutlich bemerkbar – ich muss mich viel öfter durchschlängeln oder mit dem Fahrrad abbremsen und ausweichen.
 
Und noch etwas hat sich verändert: Es sind plötzlich viel mehr Kinder und unterwegs – die Schule hat wieder angefangen. Klar, waren doch zu unserer Ankunftszeit Sommerferien und viele Familien im Urlaub. Jetzt aber drängen sich Schüler auf den vormals morgens noch leeren Schulhöfen, warten darauf in den Unterricht zu kommen (ja, sie warten tatsächlich – aber unterhalten sich natürlich auch lautstark, schubsen sich, drängeln … ganz normale Schüler eben).
 

Stadtpark Tirana

Auch das Leben im Stadtpark hat sich gewandelt. Es scheint nicht mehr so viele alte Menschen zu geben, die nun morgens hier ihrer sportlichen Ertüchtigung nachgehen. Dafür meine ich mehr Jogger zu sehen. Insgesamt ist immer noch viel los, aber die Stimmung ist anders. Dafür füllt sich der Park Abends jetzt um so mehr, zieht mehr Spaziergänger, Sportler und Flaneure an, als in den Monaten zuvor. Auch die Tennisplätze im Park werden auf einmal genutzt – etwas, was ich den letzten Woche nie gesehen habe.
 
Vielleicht ist dieser Wandel einfach mit den Temperaturen zu erklären. Wenn im Juli und August die Hitze den Tag im freien schwer erträglich macht, suchen die Leute die frische Morgenluft für ihre Aktivitäten und gehen der Hitze damit aus dem Weg. Jetzt, wo es morgens doch schon recht frisch geworden ist, sind Sport und Bewegung leichter zu genießen, Flanieren aber geht besser am Abend, wenn die Luft sich tagsüber aufgewärmt hat und die Wärme Abends erst langsam an die Nacht abgibt.
 
Noch haben die herbstlichen Regengüsse noch nicht richtig eingesetzt, noch überwiegt das gute Wetter. Aber es geht doch deutlich dem Herbst entgegen. Vielleicht das deutlichste Zeichen? Die Straßenhändler, die sonst tagsüber ihre gegrillten Maiskolben anboten, steigen jetzt auf Maronen um.