Eine seltsame, dünne Watte-Decke lag am Freitag über Tirana, waberte seicht zwischen den Hochhäusern und ließ den Blick in die Ferne leicht verschwommen erscheinen. Als wären meine Kontaktlinsen nicht mehr ganz sauber. Abends in der Stadt entdeckten wir dann reihenweise Autos, die von einer dünnen Staubschicht bedeckt waren. “Da müssen wohl mal ein paar Leute in die “Lavash Speciale” fahren” dachten wir uns, aber besorgt waren wir nicht.

Man/frau riecht nichts, sieht es nicht (wirklich), wenn man in der Stadt unterwegs ist und es macht sich auch sonst (noch) nicht wirklich bemerkbar, aber der Nebel ist wohl Smog und nicht ganz ohne. Deutlich wurde uns das zum einen durch einen Bericht von AFP vom Januar diesen Jahres. Demnach ist Tirana eine der am schlimmsten betroffenen Städte in Europa, was die Luftverschmutzung angeht. Die Feinstaub-Messungen liegen hier weit über den europäischen Grenzwerten.

Zum anderen ist es uns heute bei einer Wanderung auf die südlichen Hügelketten um Tirana selbst aufgefallen. Der Blick zurück auf die Stadt offenbarte den oben beschriebenen und im Bild zu erkennenden Eindruck eines leicht gelblich-grauen Schleiers über dem gesamten Stadtgebiet.

Das ist nicht besonders überraschend, wenn man sieht wie viele und was für Autos hier in den Straßen unterwegs sind. Gerade Morgens und Abends schieben sich endlose Blechlawinen in aus und um die Stadt. Zum anderen gibt es hier keinen TÜV und manche Autos stoßen sichtlich schwarze Abgaswolken in die Luft. Und drittens liegt Tirana in einem Bergkessel mit nur einer Öffnung in Richtung Nord-Westen; die Luft muss sich also stauen. Aber es ist uns erst jetzt wirklich aufgefallen – vermutlich, weil das Problem im Sommer, wenn viele Tiraner im Urlaub sind, weniger stark auftritt. Vermutlich hat es auch mit der Wetterlage zu tun, die nun eine andere ist, als noch vor ein paar Wochen.

Insgesamt nicht schön, aber bisher auch nicht weiter schlimm, denn die Luft bereitet keine Atemprobleme oder brennende Augen. Was wir dagegen tun können? Luft anhalten und durch. Und so oft wir möglich lange Spaziergänge und Wanderungen in die schöne Natur rund um die Hauptstadt unternehmen.